Oßweiler Pfarrer sagt seiner Gemeinde adieu
Veröffentlicht am 28.01.2006
in Ludwigsburger Kreiszeitung
Veröffentlicht am 28.01.2006
Oßweiler Pfarrer sagt seiner Gemeinde adieu
Manfred Rohloff geht in RuhestandNach 30 Jahren hört Manfred Rohloff als Pfarrer auf. Bild: Alfred Drossel
Umwege prägten zunächst sein Leben. Doch dann schlug Pfarrer Dr. Manfred Rohloff Wurzeln in Oßweil. Hier wirkte er über 30 Jahre lang als einer, der Wege zusammenführt, als ein Verbinder von Glauben und Alltagsleben. Am 5. Februar feiert er seinen Abschied als Gemeindepfarrer.
In Gebersheim, Kreis Leonberg, wo er mit drei Geschwistern und der Mutter aufwuchs, hatte Rohloff seine prägenden Erfahrungen mit lebendigem Kirchenleben gemacht. Dort war die Familie gelandet nach ihrer Flucht aus Pommern 1944 und dem Lager in Dänemark. Der Vater war 1941 gestorben.
Nach einer Lehre als Maschinenschlosser wollte Rohloff eigentlich auf die Ingenieurschule. Doch dann drängte es ihn in die äußere Mission. Am Seminar der Rheinischen Mission in Wuppertal machte er das Abitur.
Er belegte erste theologische Seminare, in Bern und Basel studierte er weiter. Nach seiner Heirat war er Vikar in Stuttgart-Untertürkheim, dann bewarb er sich 1974 nach Oßweil.
„Die Kastanie dort hat unsere Tochter gepflanzt, die Tanne war ein Samen aus dem Schwarzwald.“ Etwas wehmütig schaut Manfred Rohloff aus dem Fenster des halb geräumten Pfarramts. Die Bäume sind groß geworden. Beinahe erstaunt stellt der Pfarrer fest: „Wir sind hier verwurzelt.“
Er wird in Oßweil wohnen bleiben mit seiner Frau Vreni, einer gelernten Klavierlehrerin. Sie hat sich mit ihm engagiert in der kirchlichen Arbeit und der politischen Friedensarbeit, war außerdem sein „Korrektiv und kritische Predigthörerin“.
Die Jugendarbeit mit „vielen experimentellen Gottesdiensten“ und Projekten für Notleidende war ein Schwerpunkt in seinen ersten Berufsjahren. Für ihn sei immer wichtig gewesen, sich nicht nur in der Innerlichkeit des Glaubens aufzuhalten, sondern im Alltag Verantwortung mitzutragen.
Rohloff ist Mitglied in der Landessynode und aktiv in Ausschüssen und Arbeitskreisen. Er hat sich in der Pfarrerfortbildung engagiert, war „leidenschaftlich“ Beistand für Kriegsdienstverweigerer und Religionslehrer in der Oberstufe. Lächelnd erinnert er sich an einen Satz in einer Abi-Zeitung über ihn: „Als Lehrer war er ein guter Seelsorger.“ Ja, auch die Seelsorge habe er gerne gemacht, obgleich seit Studienzeiten immer auch das Herz des Wissenschaftlers in ihm geschlagen hat. So trat er sporadisch als Dozent an der Fachhochschule auf der Karlshöhe auf. Im kommenden Semester hat er dort wieder eine Vorlesung und ein Seminar.
Seine Doktorarbeit will der baldige Pensionär in ein gut lesbares Buch verwandeln. Er hat sie mit 50 Jahren gemacht. „Vom Herrschen zum Teilen“ und „Liebe will Gerechtigkeit“ lauten ihre Titel. Sie spiegeln seine Auffassung von Glauben wider, sagt Dr. Manfred Rohloff. Astrid Killinger
Die Online-Publikation dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ludwigsburger Kreiszeitung